Liebe Interessierte am Leben in der Lebenstraumgemeinschaft Jahnishausen,

der Sommer liegt über der Lommatscher Pflege – so heißt unsere hügelige Region, liebevoll auch Sächsische Toscana genannt. Überbordende Fülle der Natur: Wir ernten wie blöd und kochen ein – und die Kirschbäume hängen immer noch voller Früchte.

Und ebenso prallvoll ist das sommerliche Kulturleben. Auf unserem Hof und im Nachbarort Gostewitz tobt gerade eine Woche lang die 33. Riesaer Sommerakademie, und in der Remise werden jeden Tag für 130 Gäste Essen gekocht.

Abgenutzte Arbeitsflächen, bröselnde Schränke, Wandpartien mit unansehnlichen Beschichtungen – diesen Sommer war es so weit: Unsere Küche brauchte dringend eine grundlegende Renovierung. Vor fast 20 Jahren hatten die „Pioniere“ der ersten Jahnishausenjahre Teile davon aus einer Klinik in Tübingen geholt.

Da das Kochen beim Malern und dem Einbau neuer Arbeitsplatten und Schränke natürlich ein Ding der Unmöglichkeit war, kochten wir zwei Wochen lang in der Remise – ein kleines Suchspiel für die meisten, wie das so ist in „fremden“ Küchen. Doch dank generalstabsmäßiger Planung, Menschen mit viel Über- und Umsicht (Küchengruppe!) und Räumaktionen, bei denen viele Hände halfen, haben wir diese Hürde nun auch genommen.

Das gemeinsame Mittagessen an sechs Tagen in der Woche ist bekanntlich eine Instanz in Jahnishausen. Und nun noch „garniert“ mit einer geschmackvollen Küche! Ganz gewiss ist dies ein gutes Omen, denn offenbar geht nicht nur Liebe, auch Gemeinschaft durch den Magen…

Im letzten Herbst mussten wir die 20 Jahre alten Module auf der Feldscheune demontieren, weil die Dachhaut an einigen Stellen undicht war. Ein Teil der Module war defekt und die Förderung der Einspeisevergütung endet in diesem Jahr. Da zu erwarten ist, dass die momentane Mehrwertsteuer-Befreiung für Photovoltaikanlagen in absehbarer Zeit endet, sahen wir Handlungsbedarf.

Die Anfang des Jahres gegründete AG Solar konnte nach intensiver Vorarbeit und Information der Gemeinschaft ein beschlussfähiges Angebot vorlegen, welches am 28. Mai angenommen wurde: Installation einer 30 kWp Photovoltaikanlage inkl. 40 kWh Batterie-Speicher durch eine Firma aus der Region.

Damit erwarten wir ca. 50 % Eigenproduktion unseres Stromverbrauchs im Jahr und neben der Kostenersparnis die Vermeidung von etwa 11 Tonnen CO₂. Über 80 % der Kosten werden durch Spenden bzw. Darlehen der BewohnerInnen gedeckt.

Zwischen Herbst und Frühjahr bekommen wir mehrmals u. a. leckere Orangen und Olivenöl direkt von der Kooperative Nelson Mandela aus Süditalien: https://cooperativa-nelson-mandela.de/. Ende April boten sie uns die letzten 35 Kisten für 50 % an, weil sie dringend verbraucht werden mussten. Damit verführten sie uns zu einer spontanen Orangen-Schäl-, Schnippel-, Press-, Rühr- und Koch-Aktion.

Ein bewährtes Marmeladen- und Saftherstellungs-Team nahm sich der Früchte an, die uns nun in großen und kleinen Gläsern eine Zeitlang mit ihrem köstlichen Aroma erfreuen werden.

„Es war mir immer wichtig“, erklärt Brigitte rückblickend, „geistige Räume zu öffnen, Menschen miteinander zu verbinden und Impulse für eine friedliche, demokratische und gemeinschaftsorientierte Zukunft zu setzen.“ Auch wenn sie inzwischen nicht mehr in der vordersten Reihe steht, ist es ihr ein großes Anliegen, mit kulturellen Angeboten auch die junge Generation zu erreichen. Die Ideen gehen ihr dabei keineswegs aus – z. B. mal ein Prinzen- und Prinzessinnen-Tag? Ein Poetry-Slam? Ihre Erfahrungen übergibt sie inzwischen nach und nach der nächsten ADJ-Generation.

Danke, Brigitte. Und was den verdienten Orden betrifft – da bleiben wir dran!

Nachdem wir lange Zeit Interessierten an der Lebenstraumgemeinschaft zeitnah keinen Wohnraum in Aussicht stellen konnten, hat sich dies aktuell geändert. Durch den Tod zweier Gemeinschaftsmitglieder und den Auszug dreier Menschen stehen nun eine Wohnung und einzelne Zimmer in zwei WGs zur Verfügung. Natürlich unter der Voraussetzung, dass beiderseits – sowohl für die Gemeinschaft als auch für die Interessierten – die „Chemie“ stimmt.

Deshalb die herzliche Einladung zu Führungen und Gespräch an unseren nächsten beiden offenen Samstagen, dem 20. September und dem 25. Oktober 2025. Vom 15. bis 17. August und vom 19. bis 21. September 2025 finden Infowochenenden statt, bei denen wir über gemeinsames Arbeiten, moderierte Runden und kleine Übungen zur Selbsterfahrung etwas tiefer in die „Gemeinschaftsmaterie“ einsteigen.

Das genaue Procedere und die Preise erfahrt ihr auf unserer Webseite: www.ltgj.de unter „Termine“.

Vom 12. bis zum 15. Juni hatte das GEN (Global Ecovillage Network) zum ersten großen Treffen in diesem Jahr ins Ökodorf Sieben Linden eingeladen. Marina, Kathrin und Jürgen waren aus Jahnishausen mit dabei und erlebten viel Verbundenheit und Herzlichkeit, inspirierende Workshops und eine große gemeinsame Suchbewegung angesichts der derzeitigen Krisen und Verwerfungen in der Welt. 140 Menschen aus 23 Gemeinschaften waren in das Ökodorf in Sachsen-Anhalt gekommen, davon wurden vier als neue Mitglieder ins GEN aufgenommen.

Vier lebendige Tage mit einer überbordenden Fülle an Themen und Eindrücken: Da gab es den Workshop „Active Hope – dem Chaos begegnen ohne verrückt zu werden“ mit einer Trainerin für Tiefenökologie aus Sieben Linden; es gab die Einführung in den „Gemeinschaftskompass“ mit Eva Stützel, Bilder und Berichte vom „March to Gaza“ und systemische Aufstellungen zu unserer „Unvollendeten Demokratie“ mit dem Wissenschaftler Dr. Josef Merk (Mehr Demokratie e.V.).

Deutlich wurde auch das Erfordernis, aus den Gemeinschaften heraus nachhaltig in die jeweiligen Regionen zu wirken, wie es bereits in den Gemeinschaften in Blumenthal, Tempelhof, Tonndorf und Sulzbrunn geschieht. Zusammen mit Karina von „Mittendrin“ und Almut vom ZEGG boten wir als Lebenstraumgemeinschaft im Open Space eigene Austauschrunden an zum Thema „Selbstbestimmt Altern und Sterben in Gemeinschaft“. Dabei ging es um die soziale Einbindung der älteren Gemeinschaftsmitglieder, um den persönlichen Wandel vom Tun zum Sein, um bauliche Erfordernisse und eine Pflege ohne Überforderung der anderen Gemeinschaftsmitglieder.

Auch dieses GEN-Treffen war wieder ein wahres Füllhorn an Anregungen und Kontaktmöglichkeiten. Das erste von zwei Treffen im Jahr ist übrigens auch für Einzelpersonen offen! Ein herzlicher Dank dem GEN-Lenkungskreis, allen Vorbereitenden und den Sieben Lindenern für die super Organisation – ihr wart tolle Gastgeberinnen und Gastgeber!